Mittwoch, 31. Mai 2017
Zeitfenster
Obwohl unsere Tage und Wochen so vollgepackt sind, schaffen wir immer mal wieder ein Treffen.
Ein paar Stunden.
Ein paar Minuten.
Ich merke dann jedes Mal, wie „befreit“ ich nach Hause gehe.
Der Mensch…. doch nur gesteuert von seinem Trieb….
Beim ersten Ausrutscher vor vielen vielen Monaten war ich wirklich schockiert, wie gut es körperlich zwischen uns passt.
Dass du es schaffst, mich in einen Orgasmus zu schicken.
Du hattest von Anfang an ein gutes Händchen dafür, worauf und vor allem wie ich reagiere.
So, als hätten wir nie etwas anderes miteinander gemacht. Als würden wir schon immer so miteinander umgehen.
Die von uns geschaffenen Zeitfenster sind deswegen kostbar geworden.
Auch, wenn immer die Angst im Nacken sitzt, erwischt zu werden.
In dem Bereich bist du viel relaxter oder einfach zu sicher, was deinen Herzmenschen angeht.
Je nach Laune und mieser Stimmung innerhalb deiner Beziehung, ist dir das erwischt werden manchmal sogar egal.
Bei mir ist das völlig anders.
Meine Welt würde zerbrechen.
Ich würde daran zerbrechen.

So hoffe ich sehr, dass es diesen Moment einfach nie geben wird.
Dass wir weiterhin die „gestohlene Zeit“ zusammen genießen können.
Ich für meinen Teil tue das sehr.
Zu sehr mag ich das Gefühl, wenn deine Fingernägel über meine Haut kratzen.
Oder du beherzt in meinen Nacken fasst und mir ins Ohr flüsterst, dass ich gefälligst schnell ins Bett kommen soll.
Wobei, nein. So freundlich formulierst du das nicht.
Wir sind da schon direkter zueinander und auch deutlicher mit unseren Worten.
Wünsche und Fetische werden nicht in Umschreibungen gekleidet.
„Beiß fester zu!“ oder „Nein, lass das mal. Darauf stehe ich nicht“, sind klare Aussagen unsererseits.
Dinge, die unsere Herzmenschen nicht sonderlich mögen, werden unsererseits geplant.
Ob sich ein freies Wochenende finden lassen wird, um eine kleine Fetisch-Party zu besuchen? Ich hoffe es sehr…..
Nicht, weil wir der Szene angehören, sondern weil ich dahingehend die ein oder andere Wunschvorstellung habe und weiß, dass ich sie mit dir umsetzen kann.
Mit dir sind diese Zeitfenster sexuell unbegrenzt.
Man testet, was gefällt und hat NOCH die Lust zu testen. Letzteres etwas, was ich bei meinem Herzmenschen schmerzlich vermisse.

Jedem ist klar, dass man nicht 3 Stunden am Stück nur Sex hat.
Dazwischen gibt es auch Pausen.
Allerdings nutzt du die nicht immer, um dich zu erholen.
Sondern um dich bloß vor mir zu zeigen.
Wie ich das meine?
Beim letzten lagen Mal lagen wir verschwitzt und ineinander geknotet zusammen.
In meinem Hirn gab es nur den Gedanken, ob ich tatsächlich für Wasser aufstehe oder das trockene Gefühl in meiner Kehle noch aushalte.
Du hingegen hast mich fest an dich gezogen. Beobachtet, wie sie vereinzelte Härchen ob der Kälte auf meinem Körper aufstellen.
Deine Beine noch fester mit meinen verhakt.
„Jetzt bräuchte man noch jemanden, der uns eine Decke überwirft. Dann würde ich ewig so liegen bleiben wollen mit dir“, waren deine Worte.
Das sind Sätze, die sich in mein Hirn regelrecht einbrennen.
Wie kannst du so etwas sagen, wo jeder weiß, dass Zeitfenster sich wieder schließen?
Wenn du ehrlich zu dir wärst, würdest du wissen, dass du kein „ewig“ mit mir willst.
Weil du mich im Grunde gar nicht kennst.
Das Zeitfenster zeigt dir immer nur eine bestimmte Seite von mir für eine bestimmte Dauer.
Du verklärst die Dinge.
Neben dominant, direkt und frech gibt es auch andere Seiten an mir.
Welche, die dich sicherlich nicht glücklich machen würden. Dessen bin ich mir sicher.
Charaktereigenschaften, die du nicht ertragen würdest.
Das sage ich dir oft genug, aber nie willst du es hören.

Weil du in diesem Bereich so störrisch bist, musste ich es dir in den letzten Tagen quasi unter Beweis stellen.
Nicht, weil ich so eine tiefböse Ader in mir habe, sondern weil unser Gefüge wieder dorthin gerückt werden musste, wo es hingehört. In die Affären-Ecke und nirgendswo anders.
Das letzte Zeitfenster hast du aufgemacht und zwar so, dass klar war, dass man das nur macht, wenn man jemanden mag.
Mitten in der Nacht bist du durch die Stadt gefahren. Den Wecker hast du dir dafür gestellt, nur um gegen 04.30 Uhr bei mir zu klingeln.
Wer macht schon so etwas? Warum macht man so etwas?
Nur weil der Sex gut ist? Nein, keine Sorge. Die Antwort will ich nicht wissen.
Aus diesem Hintergrund heraus, habe ich einen „Running Gag“ aufgegriffen und eine Art Wette zwischen uns gewonnen.
Zugegeben, nicht gerade auf die faire Art und Weise. Aber das sollte es auch nicht sein.
Auch habe ich das nicht gemacht, um zu gewinnen, sondern um dir zu zeigen, dass ich eben nicht „nett“ bin.
Dass ich unfair spiele und Dinge nur zu meinem Vorteil mache.
Und warum all das?
Um bequem zu sitzen in der Affären-Ecke und sich nicht in die Traummensch-Richtung von dir bewegen zu lassen.
Denn das bin ich nicht und will ich auch nie sein.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 18. Mai 2017
Be nice
Mit jedem Wort, das ich hier schreibe, klinge ich abgebrüht und herzlos.
Das ist tragisch wie auch komisch zu gleich.
Denn beides bin ich in keiner Weise.
Es gibt viele Tage, da ertrage ich mich kaum im Spiegel.
Da wird mir schlecht, wenn ich nur daran denke, was ich getan habe und bereit war zu tun.
Es erstickt mich innerlich. Dieser Betrug, den wir beide unseren Herzmenschen antun.

Aber auch dir gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen.
Es gibt Stunden, da weiß ich, dass ich deine wirklich nette Seite gar nicht verdient habe.
Vor einiger Zeit hatte ich einen bösen Kater und du bist in der Firma vorbei gekommen. Einfach so. Um mit einer Kleinigkeit meinen Kater zu bekämpfen.

Oder der Moment, wo du im Sommer an mir vorbei gefahren bist und du mir heimlich eine Kusshand zugeworfen hast, so dass es kein Kollege sieht.
An der nächsten Ampel hast du zum Handy gegriffen und mir geschrieben, dass eben Alice Cooper mit „Poison“ im Radio lief und genau das sei ich für dich.
Charmant? Charmant geht sicherlich anders. Aber es ist ehrlich.
Vielleicht bin ich Gift für dich.
Weil ich nichts einfordere und dich das umso mehr anspornt.
Weil ich dir Grenzen deutlich und hart aufzeige, wo es sich viele andere nicht trauen.
Weil ich dich unermüdlich an unsere Spielregeln erinnere.

Was aber für mich die viel wichtigere Fragestellung ist: Was bist du für mich?
In erster Linie jemand, von dem ich es nicht erwartet hätte, dass er es in mein Leben schafft.
Vom Bett ganz zu schweigen.
Du siehst Dinge in mir, die ich selbst nicht wahrhaben will.
Versuchst mich immer mal wieder aus meiner Komfortzone zu holen; in allen möglichen Bereichen.
Verführst mich spielend dazu Dinge im Bett auszutesten, die nicht mal in meiner Vorstellung vorhanden waren.
Du bereicherst mein Leben und bist dennoch nicht mein Lebensinhalt.
Du bist eine wunderbare Versuchung.
Meine Auszeit vom Alltag.

Aber auch mein Störfaktor.
Denn ich muss aufpassen, dass ich keine Vergleiche zu meinem Herzmenschen herstelle.
Dass ich Dinge in Frage stelle oder anzweifle.
Oder noch schlimmer, dass ich mit meinem Herzmenschen gegenüber ungeduldig werde und damit ungerecht.
Du bist die eine Welt, mein Herzmensch die andere. Diese Welten sollten sich so wenig wie möglich überschneiden.

Vor einer Weile habe ich dich mal gefragt, warum du dich von deinem Herzmenschen nicht trennst.
„In der nächsten Beziehung würde es ja nicht besser werden, oder?“, hast du mich gefragt.
Wolke 4, statt 7 eben.
Bei mir ist es genau anderes herum. Ich habe an sich Wolke 7. Viele viele Jahre lang.
Nur das Körperliche fehlt bzw. wurde so wenig, dass ich unausgeglichen bin.
Aber eine Beziehung nur wegen Sex scheitern lassen, wo alles andere perfekt läuft? Nein…nein….so einfach mache ich es mir dann doch nicht.
Also bin ich weiterhin der Vorzeige-Gutmensch. Ziehe diese Maske auf und überstehe den Alltag. Woche für Woche. Jahr für Jahr.

Auch bei dir. Irgendwie. Oder anders gesagt: ich will ein bestimmtes Bild von mir bei dir formen.
Einfach, damit ich dich auf Abstand halte. Damit man sich nicht emotional zu stark annähert.
„Ich bin die erste Priorität in meinem Leben. Sonst niemand. Deswegen fällt es mir leicht, mich von Menschen oder Dingen zu trennen“, war so ein Satz, der dich beim letzten Treffen nachdenklich gestimmt hat.
Genau das sollte er auch tun.
Verlasse dich nicht darauf, dass ich auf ewig an deiner Seite sein werde.
Warum ich das so harsch formuliert habe? Weil du kurz davor meintest, dass dein Leben gerade einfach perfekt sei. Nichts würdest du daran ändern wollen.
Du sagst viele dieser Dinge.
Und immer ist etwas dabei, was mich verschreckt oder zum Nachdenken bringt.
Derweil könnten wir einen so simplen Nenner haben.
Zwei Alpha-Menschen, die gerne Sex haben und mal froh darüber sind, nicht auch noch im Bett den Ton angeben zu müssen.
Ich finde, darin sind wir wirklich gut. Also im Bett miteinander.
Die jagst lang verschüttete Wellen über meinen Körper und ich dir Gänsehaut an Stellen, von denen du nicht mal wusstest, dass dir das da passieren kann.
Also können wir diese Welten noch ein bisschen parallel laufen lassen, ja?
Ohne, dass man sie miteinander vermischt, okay?

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 10. Mai 2017
Monk Fragen
Gleiches galt für eine Frage, die ich nebenbei fallen gelassen habe.
„Was würdest du tun wenn du wüsstest, du könntest nicht scheitern?“, lautete sie.
Das war keine Herausforderung, sondern lediglich eine Tages-Sequenz die ich dir erzählt habe.
Zugegeben, deine Antwort war weit von der entfernt, die ich dir zugedacht habe.
„Eine WG mit dir gründen! Dann hätte ich immer die Möglichkeit dich zu sehen, ohne die Distanz oder die terminlichen Schwierigkeiten“, war deine Antwort.
Das scheint ein Gedanken-Konstrukt zu sein, welches dich arg beschäftigt.

Auch jetzt, während du mit deinem Herzmenschen im Urlaub bist, bekomme ich Nachrichten von dir.
Du überlegst, ob sich irgendwann auch nur irgendwie ein gemeinsamer Urlaub erklären und organisieren lassen könnte.
„Du bist toll und ich vermisse dich“, wirfst du mir einfach so hin.
Der Kaffee schmeckt plötzlich schal in meinem Mund.
„Du bist im Urlaub mit deinem Herzmensch. Genieß das und verschwende keinen Gedanken an mich“, antworte ich dir und weiß, dass du das niemals abstellen wirst.
Öfters hast du mir schon gesagt, dass es dich verletzt, wenn ich so reagiere.
Glaube ich dir dein Verletzt sein? Eher nicht. Es ist eher dein Ego, das sich da meldet.
Aber was erwartest du? Hast du überhaupt etwas zu erwarten?
Emotionen führen IMMER zu Komplikationen und wir wissen beide, dass wir genau DAS nicht gebrauchen können.

Wenn du Stress im Job hast, höre ich dir gerne zu.
Wenn du Stress in deiner Partnerschaft hast, höre ich dir gerne zu.
Wenn du etwas Neues im Schlafzimmer ausprobieren willst, höre ich dir gerne zu.
Aber all das mache ich nicht, weil ich toll bin. Oder dein Traummensch. Oder weil ich dich an mich binden will.
Es geschieht halt irgendwie nebenbei oder zwangsläufig. Darüber denke ich einfach nie nach.
Schwer zu sagen, wie mich Außenstehende sehen oder gar du mich siehst. Mein eigenes Bild von mir ist jedenfalls ein völlig anderes.
Aber es scheint, dass ich dich – obwohl du mir um Lebensjahre voraus bist – hin und wieder naja…beeindrucke.
Mit Dingen, die für mich selbstverständlich sind und zum „guten Ton“ dazu gehören.

Zwei extreme Beispiele hierfür gibt es.
Einmal gab es ein Gespräch mit einem unliebsamen Kollegen von dir. Dieser wollte Feedback. Warum man ihn ablehnt, er nicht willkommen war.
Du warst in dein Handy vertieft. Hast entweder andere Dates ausgemacht oder was auch immer getan. Aktiv am Gespräch warst du jedenfalls nicht beteiligt.
Diesem Kollegen jedenfalls habe ich angeboten, dass man das Vier-Augen-Gespräch sucht und ich gerne bereit bin, ihm die Sachverhalte darzulegen. Damit hatte es für mich sein Ende. Für dich nicht.
Tage später hast du mich völlig aus dem Nichts heraus darauf angesprochen.
„Du, das hätte nicht jeder gemacht. Alle anderen hätten ihn einfach weiter geschickt, hätten ihn auflaufen lassen“, waren deine Worte.
„Warum sollte ich das tun? Er wollte Feedback. Also bekommt er es“, habe ich abgewunken.
„Nein…nein glaub mir. Das ist nicht selbstverständlich!“

Monate später ergab sich das nächste prägende Szenario.
Erst, als alles abgewendet war habe ich mich gefragt, was du erlebt haben musst, dass du da so voller Zweifel reingegangen bist.
Ein Freund von dir, ein indirekter Vorgesetzter von mir hat selbstverschuldet Hilfe benötigt.
Die hat er bekommen. Von mir.
Obwohl ich ihn nicht gut kenne, habe ich das gemacht, was ich eben kann.
Ihm, deinem Freund, einen Leitfaden gegeben.
Diese Woche, wo all das hochging, war heftig für dich.
An deiner Menschenkenntnis hast du gezweifelt.
An deiner Freundschaft zu ihm und ja, auch an ihm selbst hast du gezweifelt.
Dass ich deinen Freund nicht habe fallen lassen in dieser Situation, war für dich wohl eine neue Erfahrung. Denn viele um ihn herum taten genau das.
„Ich kenne ihn nicht gut, aber ich habe ihn arbeiten sehen. Beim Gespräch hat er alle Karten auf den Tisch gelegt, war ehrlich. Warum sollte ich ihm nicht helfen?“, habe ich dich gefragt und statt einer Antwort hast du mich geküsst, als würde die Nacht nie enden.
Du warst bei mir. Mehrfach. Zum Reden.
Aber auch, um deinen Frust durch Sex abzubauen.
Nach diesem kurzen Intermezzo habe ich dir beim Kaffee danach gesagt, dass Sex mit dir zwar schön sei, aber ich mich nicht für „Frust-Ficken“ hergeben werde. Das war eine einmalige Sache, beim nächsten Mal wirst du lernen müssen, damit (=dem Frust) umzugehen.
Meine Worte waren heftig gewählt und glichen wohl einer eiskalten Dusche. Seit dem kam so ein Anspruchsdenken nie wieder von dir.

Was diese Eingangsfrage bzw. deine Antwort für mich war?
Ein Schreck-Moment.
Mir wurde bewusst, dass du mich schon sehr stark in dein Leben miteinbindest.
Ich sage dir immer und immer wieder, dass Affären ein Haltbarkeitsdatum haben.
Unsere kann noch 4 Wochen oder 4 Monate laufen und sich dann schlagartig in Luft auflösen.
Für mich wäre DAS völlig in Ordnung.
Dich beruhigt dieser Gedanke nicht.
Aber das genau macht doch so ein Abkommen aus, oder nicht?
Keine Verpflichtungen, das eigene Ego wird befriedigt und jeder ist damit glücklich.
Man verbringt zusammen einfach eine gute Zeit.
Nur ein „mehr“ wird es nie geben. Ob dir das bewusst ist?

... link (0 Kommentare)   ... comment