Donnerstag, 22. Juni 2017
4 Wochen
Solange ist es fast her, dass ich die Zeit zum Schreiben fand.
Ebenso lange lag unser letztes Treffen zurück.
Ich meine nicht die, die immer gehen.
Das Kaffee-Trinken, das Spazierengehen oder in der Firma im Flur stehen.
Ein Treffen, bei dem jeder schon weiß, wo es anfangen und enden wird.
Im Bett. Verschwitzt zwischen den Laken.

Vor ein paar Tagen trafen wir uns also wieder, um das geringe Zeitfenster zu nutzen.
Die Tage davor waren eigentlich am schlimmsten.
Viele Sprachnachrichten gingen hin und her.
Solche, die die Filme im Kopf nur noch mehr befeuern.
Ich lächle, wenn ich daran denke, wie sehr man sich alleine mit Worten antreiben kann.

Ist dir eigentlich klar, dass diese Affäre schon fast ein Jahr geht?
Bei unserer letzten Verabschiedung kam mir dieser Gedanke erschreckend heftig in den Sinn.

Dieser eine Gedanke brachte mich dazu, mich vorzutasten. Ich wollte dir sagen, wie zwiegespalten ich bin.
Schon nach den ersten Sätzen habe ich es aufgeben.
Weil ich das Gefühl hatte, dich interessiert es schlichtweg nicht.
„Weiß ich, was mein Herzmensch macht, wenn ich nicht da bin?“, hast du mir entgegengehalten.
„ICH weiß, was meiner macht! Nämlich nicht fremdgehen! Glaubst du wirklich, du könntest mit einer bloßen „Vermutung“ deinerseits dein Verhalten rechtfertigen? Damit suchst du dir doch nur eine feige Entschuldigung“, war meine Antwort.
„Aber mir geht es gut dabei. Mit DIR geht es mir gut.“ Angegrinst hast du mich bei diesem Satz und mir war nach allem, aber nicht nach lächeln.
Weil mir klar wurde, dass du meine Welt nicht siehst. Nicht sehen willst.
Für dich ist das alles in Ordnung. Dein Ego steht über allem.
Für mich hingegen nicht. Moralisch vertretbar ist nichts mehr von mir.
Kein Wort von mir. Keine Handlung.
Nicht nach fast 12 Monaten.
Still werde ich, während du in meinem Türrahmen lehnst. Glücklich strahlst, weil der sexuelle Hunger befriedigt wurde.
Ich unterstelle dir, dass du glaubst mich zu kennen. In dieser Situation weiß ich, wie falsch du damit liegst.
Denn Stille ist immer trügerisch. Und gefährlich.
Ich bin froh, dass du nicht nachfragst, sondern mich zum Abschied küsst.
So heftig, dass unsere Zähne aufeinander schlagen.
Kein metallischer Geschmack im Mund breitet sich aus und auch darüber bin ich froh.

Ich lasse dir den Gedanken. Diese Wunschvorstellung.
Ja, in deiner Welt ist alles gut und schön.
Alles vertretbar. Alles kannst du rechtfertigen.
Dein Herzmensch bemüht sich, geht auf dich zu und macht die Dinge, die du solange kritisiert hast.
Statt das zu honorieren oder darüber nachzudenken, gehst du darüber einfach hinweg.
Mir schreibst du stattdessen: „Hab dich lieb!“ oder wenn es versauter werden soll „Mein Arsch gehört nur dir allein und das weißt du!“

Nur in meiner Welt ist es etwas anders. Die Uhren schlagen dort nicht in deinem Takt.
Schön langsam habe ich auch den Eindruck, dass du das ahnst.
Weil ich keinen Kosenamen erwidere.
Weil ich keine Zuneigungsbekundungen zurückgebe.
Vor allem, weil ich ein Job-Angebot habe, welches unter diese Affäre ein Schlussstrichen ziehen würde.
Es gäbe dann keine Treffen mehr.
Keine gestohlene Zeit.
Würde ich dieses Angebot annehmen, würdest du das schade finden. Mehr hast du nicht dazu gesagt und auch nicht gefragt.
Denn was du nicht weißt ist, dass ich das Angebot annehmen werde, sofern alle Konditionen passen und du wärst der letzte Mensch, mit dem ich das besprechen würde.
Denn absegnen musst du es nicht.
SO mache ich das in meiner Welt nämlich.
Ich treffe Entscheidungen. Trage die Konsequenzen bewusst und nehmen nur Rücksicht auf diejenigen, die in meinem Herzen sind.
Dazu gehörst du nicht. Darfst du nicht gehören.
Schon jetzt weiß ich, wann dir das richtig bewusst werden wird.
Wenn ich für längere Zeit verreisen werde. Ohne Mobiltelefon und somit ohne dich.


Und jetzt?
Jetzt merke ich den Muskelkater, der sich über meine Oberschenkel zieht.
Weil unser Sex lange, heftig und gut war.
Verschwitzt lagen wir übereinander, haben etwas bedauert, dass wir das mitgebrachte Spielzeug nicht testen konnten, weil unsere Gier aufeinander einfach zu groß war.
Immer noch zieht sich Gänsehaut über meinen Körper bei der Erinnerung, in deinem Mund gekommen zu sein.
Zaghaft suche ich meinen Körper nach verräterischen Zeichen ab, die du mir aus Versehen verpasst haben könntest.
Aber ich finde nichts.
Nichts bleibt zurück.
Auch von dir nicht.
Irgendwann.

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